Morphologischer Kasten für komplexe Konfigurationen
Der morphologische Kasten (oder auch Zwicky-Box) eignet sich besonders für Auswahl- und Konfigurationsentscheidungen. Die Ausgangssituation ist meist, dass Sie vor einer zu großen Anzahl möglicher Entscheidungsalternativen stehen. Und diese Alternativen setzen sich aus verschiedenen Merkmalen und deren Ausprägungen zusammen.
Anwendungsbeispiel
Sie bereiten eine Beschaffung vor und können das Produkt konfigurieren. Beim Auto beispielsweise können Sie eine Lackierung aus 10 möglichen aussuchen, einen Motor aus 8 Optionen, 5 Arten von Sitzbezügen. Bis hierhin haben Sie schon 400 mögliche Kombinationen. Völlig unmöglich, alle Kombinationen mit einer der dargestellten Entscheidungstechniken zu vergleichen. Und wir haben ja gerade erst angefangen mit den verschiedenen Merkmalen. Am Ende haben Sie schnell tausende oder gar Millionen möglicher Kombinationen.
Hier bietet Ihnen die morphologische Methode einen Ausweg.
Schritt 1: Informationen sammeln
Im ersten Schritt erstellen Sie eine Liste der entscheidungsrelevanten Merkmale. Für die Fahrzeugbeschaffung hatten wir schon einige Beispiele. Nehmen wir für dieses Beispiel etwas anderes, eine Office-Software fürs Unternehmen.
Trainings und Workshops
Kluges Entscheiden
Verbessern Sie die Entscheidungskompetenz Ihrer Organisation. Reduzieren Sie Entscheidungskonflikte, Fehlentscheidungen, Überanalyse und Meetings ohne Resultate.
Merkmale, die Ihnen vielleicht wichtig sind, könnten sein:
- Enthaltene Funktionsmodule
- Kauf- oder Aboangebot
- Cloudlösung oder nicht
- Deutscher oder internationaler Anbieter
- Open Source oder kommerziell
Schreiben Sie alle Merkmale auf, die Ihnen wichtig sind.
Vorsicht Falle: In diesem Schritt suchen wir nach “Merkmalen”. Unterscheiden Sie diese von ihren “Ausprägungen”. Beispiele: “Farbe” ist ein Merkmal. “Blau” eine Merkmalsausprägung. “Zahlung in 36 Monatsraten” ist eine Ausprägung des Merkmals “Zahlungs- oder Finanzierungsoptionen”. Also, in diese Liste gehören nur Merkmale.
Wenn Sie mir Ihrer Liste zufrieden sind, notieren Sie hinter jedem Merkmal seine möglichen Ausprägungen. Beschränken Sie sich auf solche, die für Ihre Entscheidung in Frage kommen. Wenn Sie eine Ratenzahlung ausschließen, notieren Sie hinter “Zahlungs- und Finanzierungsoptionen” zum Beispiel nur: Vorauszahlung, Zahlung auf Rechnung mit 14 Tagen Frist.
Schritt 2: Morphologische Matrix erstellen — die Tabelle
Jetzt übertragen Sie die Merkmalsausprägungen aus Ihrer Liste in die Tabelle. Die Tabelle sollte dann etwa so aussehen:
Im nächsten Schritt entwickeln Sie zum Beispiel drei verschiedene Kombinationen von Merkmalsausprägungen, die Sie prinzipiell für attraktiv oder zumindest akzeptabel halten.
Das bedeutet, aus jeder Zeile wird eine Ausprägung ausgewählt. Die Kombinationen stellen Sie dar, indem Sie die Kästchen durch farbig unterschiedliche Linien verbinden.
Das sieht dann so aus:
Schritt 3: Entscheidungsalternativen aus Kombinationen entwickeln
Entscheidungsoption A wäre also eine Lösung, die aus den Modulen Text, Tabelle und Präsentation besteht; die abonniert wird und von einem deutschen Anbieter in der Cloud gehostet wird — und deren Programmcode open source ist.
An diesem Punkt haben Sie 144 mögliche Kombinationen anschaulich auf 3 Alternativen reduziert. Diese Alternativen können Sie nun mit einer der anderen Entscheidungstechniken bewerten, absolut oder relativ zueinander.
Wie Sie den morphologischen Kasten und andere Entscheidungstechniken kompetent einsetzen, lernen Sie auch in unserem Entscheidungstechniken-Seminar.