Inhalte
Entscheidungstechniken und ihre Grenzen
Die Entscheidungskompetenz von Fach- und Führungskräften wird häufig mit dem Beherrschen der gebräuchlichen Entscheidungstechniken gleichgesetzt.
Als Entscheider sind Sie gefordert, rationale Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die das Entscheidungsziel mit hoher Wahrscheinlichkeit treffen, möglichst ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Bei überschaubarem Fehlentscheidungs-Risiko.
Dies wird unterstützt durch diverse Enscheidungstechniken. Einfache, wie die Pro-und-Kontra-Liste oder komplexere, wie betriebswirtschaftliche Vergleichsrechnungen und Nutzwertanalysen.
Aber was bringt Ihnen der Einsatz von Entscheidungstechniken? Verbessern sie wirklich Ihre Entscheidungssicherheit? Oder erzeugen Sie nur die Illusion von Rationalität und Sicherheit.
In vielen Fällen steht die Entscheidung schon vor dem Einsatz der Entscheidungstechniken fest. Die Eingaben in das Entscheidungsmodell werden so lange angepasst, bis das gewünschte Ergebnis herauskommt.
Fehlerquellen und Entscheidungsrisiken
Selbst wenn alles “regulär” und ergebnisoffen abläuft, ist das Fehlerrisiko noch hoch. Fehlerquellen bei quantitativen Methoden (Wirtschaftlichkeitsrechnung, Nutzwertanalyse) sind:
- Wichtige Entscheidungsalternativen, Optionen werden nicht gesehen.
- Wichtige Entscheidungskriterien werden übersehen, oft, weil wichtige “Stakeholder” nicht berücksichtigt wurden.
- Die Gewichtung der Kriterien ist fehlerhaft.
- Es gibt Formelfehler in der Tabellenkalkulation.
- Risiken und Wahrscheinlichkeitsverteilungen sind (um Größenordnungen) falsch eingeschätzt.
- Annahmen über Faktoren wie Preise, Absatzmengen, Kosten und deren künftige Entwicklung sind falsch.
- Annahmen über Bedingungen, Projektlaufzeiten und Projektrisiken treffen nicht zu.
Je mehr die Entscheidungssituation durch Komplexität, Ambiguität und Unsicherheit bestimmt ist, umso höher das Fehlerrisiko. Und umso höher auch das Risiko katastrophaler Fehlentscheidungen.
Die Verwendung von Entscheidungstechniken folgt demselben Prinzip wie die Verwendung von Computern: garbage in — garbage out. Also: nur wenn die Eingaben stimmen, hat auch das Ergebnis eine Chance zu stimmen. Und genau da herrscht große Unsicherheit.
Sollten wir Entscheidungstechniken gar nicht erst einsetzen?
Schon. Mit zwei wichtigen Einschränkungen.
Die erste Einschränkung: Seien Sie skeptisch gegenüber den Ergebnissen von Entscheidungsmodellen und ‑techniken. Das beinhaltet Skepsis gegenüber der eigenen Objektivität und Rationalität.
Auch Entscheider, die schon an einer katastrophalen Entscheidung beteiligt waren, hielten sich (zum Zeitpunkt der Entscheidung) für klug und rational. Inklusive solchen, die
- aus der Kontrolle geratene Flughafenprojekte,
- illegale Abgasfilter-Regelungen oder
- Preisabsprachen im Stahlhandel
verantworteten.
Die zweite Einschränkung: Entscheidungstechniken sind nützlich. Ihr Einsatz muss allerdings in einem robusten Prozess erfolgen. In einem Entscheidungsprozess, der (weitgehend) immun ist gegen die wichtigsten Fehlerquellen und ihre tieferen Ursachen.
Die tieferen Ursachen von Fehlentscheidungen sind:
- Grenzen menschlicher Informationsverarbeitung,
- persönliche Überschätzung und Überheblichkeit,
- das Verfolgen eigener Interessen und/oder
- ein falsch kalibrierter moralischer Kompass in Bezug auf die zu treffende Entscheidung.
Zusammengefasst
Ohne einen soliden Entscheidungsprozess sind Entscheidungstechniken nutzlos bis gefährlich. Denken Sie nicht, Sie haben die damit verbundenen Risiken schon unter Kontrolle, wenn Sie sich ihrer bewusst sind. Dazu sind sie zu komplex — und in Entscheidungssituationen hat Ihr Bewusstsein mit den Entscheidungsinhalten schon mehr als genug zu tun.
Unbekannte Begriffe?
Autor
Übrigens ...
Das ist ihre größte Schwäche. Denn die Menschen, die sie nutzen, sind nicht objektiv und rational. Sie sind allgemein tendenziös, manipulierbar, unzureichend informiert und machen logische Fehler.
Die Folgen von Fehlentscheidungen können katastrophal sein, siehe Dieselgate.
Das SolidDecisions-Framework sorgt dafür, dass diese Einflüsse minimiert und die Entscheidungsqualität gesteigert wird.