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Ich habe vor etwa 15 Jahren angefangen, meine ersten Ideen- und Innovationsworkshops zu gestalten und zu moderieren. Über die Jahre habe ich eine Reihe von sogenannten Kreativitätstechniken erlernt. Viele davon bringen, trotz ihrer weiten Verbreitung, nichts. Manche sind ok — und zwei Kreativitätsmethoden sind richtig gut.
Neben Auswahl der eingesetzten Methode halte ich mich an fünf einfache Regeln, wenn es um Kreativität und Ideenfindung geht.
Regel 1: Die besten Ideen finden wir im Team
Drei bis sechs Teilnehmer*innen sind ideal. Bei dieser Anzahl sind Motivation und Teamgeist am größten. Die Teilnehmer*innen wollen einen Beitrag leisten zum Erfolg des Teams. Und sie beobachten die Beiträge der anderen, um sie weiter zu denken und zu verbessern.
Wenn die Teammitglieder verschiedene Hintergründe haben, denken Sie an Ausbildung, Alter, Geschlecht, Herkunft, steigt die Wahrscheinlichkeit, wirklich interessante Ideen zu finden. Auch hier spielt die gegenseitige Inspiration eine große Rolle.
Regel 2: Mindestens drei alternative Lösungen suchen
Der größte Energieverbraucher im menschlichen Körper ist das Gehirn. Deshalb hat uns die Evolution darauf ausgerichtet, sparsam mit dieser Ressource umzugehen. Eine Folge ist, dass uns das Gehirn mit der ersten akzeptablen Idee signalisiert: „Aufgabe erledigt! Aufhören zu suchen.”
Untersuchungen haben aber gezeigt, dass die erste Idee selten eine besonders gute ist. Um ziemlich sicher zu sein, eine richtig gute Idee zu haben, müssen wir mindestens drei gefunden haben.
Regel 3: Weniger ist mehr
Es gibt noch einen weiteren Instinkt, der uns gern in die kreative Suppe spuckt. Ich nenne ihn den “Additions-Instinkt”. Das tut er, indem er dafür sorgt, dass wir vorrangig Ideen suchen, bei denen Elemente hinzugefügt werden.
Wenn Sie um sich schauen, werden Sie überwiegend Produkte und Lösungen sehen, die gegenüber der vorherigen Generation komplexer geworden sind. Die aus mehr Elementen bestehen, mehr Funktionen haben und mehr Technik.
Das muss nicht immer schlecht sein. Das Problem ist nur, dass Ideensuchende auf dieses Hinzufügen von Elementen fixiert sind. Dabei übersehen sie die kreativen und innovativen Chancen, die sich durch Weglassen, durch Vereinfachung öffnen.
Also: Entwickeln Sie Ihren “Subtraktions-Instinkt”. Suchen Sie gezielt nach Ideen, bei denen Elemente wegfallen. Wenn Sie Ihren Innovationsworkshop mit der ASIT-Methode durchführen, ist das Subtraktionsprinzip stets schon enthalten.
Regel 4: Das Umfeld betrachten
Wenn Forscher Studienteilnehmer*innen aus westlichen und aus östlichen Kulturen ein Aquarium zeigen und später fragen, was sie gesehen haben gibt es eine Überraschung.
- Die Teilnehmenden aus den USA oder Europa antworten, dass sie einen Fisch oder Fische gesehen haben.
- Die asiatischen Teilnehmenden haben mehr gesehen: Neben den Fischen haben sie registriert: Wasserpflanzen, Steine, Dekor, den Wasserfilter …
Das demonstriert einen ganz großen kulturellen Unterschied zwischen Ost und West: Wir westlichen Menschen konzentrieren uns auf das zentrale Element. Asiatische Menschen nehmen auch den Kontext, die Peripherie wahr.
Und was bedeutet das für die Ideensuche?
Ganz viele clevere Ideen und Lösungen basieren darauf, dass ein peripheres Element kreativ genutzt wird. Vielleicht kennen Sie die MacGuyver-Filme? Der Serienheld macht genau das ganz gezielt. In einer Gefahr scannt er die Umgebung systematisch auf Gegenstände, die er einsetzen kann. Zum Beispiel einen Alu-Fahrradrahmen zum Brennschneiden, um den Geldtransporter zu öffnen, in dem eine Person gefangen ist.
Regel 5: Die qualitative Veränderung
Dies ist eine Regel, die Roni Horowitz, der Entwickler der ASIT-Kreativitätsmethode, definiert hat. Sie lautet.
Bei einer wirklich kreativen Lösung wird mindestens ein verschlimmernder Faktor zu einem neutralen oder verbessernden Faktor.
Beispiele für qualitative Veränderung:
Vorher: Je lauter die Umgebung, umso schlechter kann ich mich konzentrieren.
Nachher: Meine Konzentration ist unabhängig von der Lautstärke der Umgebung. Oder: Je lauter die Umgebung, umso besser kann ich mich konzentrieren.
Vorher: Je schneller ich fahre, umso höher ist der Spritverbrauch je Kilometer.
Nachher: Der Spritverbrauch je Kilometer bleibt gleich, unabhängig davon wie schnell ich fahre. Oder Je schneller ich fahre, umso geringer ist der Spritverbrauch je Kilometer.
Bei der Ideensuche ist es nützlich einen kognitiven Marker, eine Erinnerung an das Prinzip zu setzen. Nehmen wir das Beispiel 1,5‑Liter-Wasserflaschen aus dem Supermarkt. Die stille Variante, ohne zugesetzte Kohlensäure. Als es ein wichtiges Thema wurde, den Kunststoffeinsatz zu verringern, standen die Abfüller vor folgendem Dilemma:
Je geringer die Wandstärke der Flaschen, umso geringer der Kunststoffverbrauch.
Aber auch:
Je geringer die Wandstärke der Flaschen, umso geringer die Stabilität und damit die Stapelbarkeit.
Die technische Lösung, die das Dilemma auflöst, besteht darin, vor dem Verschließen in jede Flasche einen Tropfen tiefkalten, flüssigen Stickstoff zu dosieren. Da Stickstoff ohnehin der Hauptbestandteil der Luft ist, gibt es keine Sicherheitsprobleme. Nach dem Verschließen erwärmt sich der flüssige Stickstoff und verdampft. Dabei vervielfacht sich sein Volumen um das 800-fache. Das erhöht den Innendruck der Flasche, wodurch sie, trotz der dünnen Wand, stabil ist.
Wir haben damit also die qualitative Veränderung:
Stabliltät und Stapelbarkeit sind unabhängig von der Wandstärke.
Eine Wasserflasche aus dem Supermarkt auf dem Tisch oder als Bild an der Wand erinnert die Ideensucher, auch nach dieser Art von Ideen zu suchen.
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